Unseren Auszubildenden sage ich immer: „Es gibt keine dummen Fragen.“

Torsten Böttjer ist zuständig für Steuern und Zölle bei WESER-PETROL. Im Interview spricht er über sein Engagement in der betrieblichen Ausbildung – und warum bei ihm nicht „gepaukt“ wird.


Torsten Böttjer wickelt im Hauptberuf energiesteuerliche Prozesse ab. Außerdem kümmert er sich um Auszubildende in der DS Unternehmensgruppe im Groß- und Außenhandel, wenn es um die Vorbereitung der mündlichen Prüfung geht. In entspannter Atmosphäre erklärt er ihnen alles über Mineralöl. Und erklärt und erklärt und erklärt und erklärt. Bis auch wirklich alle Fragen geklärt sind.


Die Unternehmen der DS-Gruppe haben aktuell rund 30 Auszubildende. Die duale Ausbildung mit ihrem Wechsel aus Praxis im Betrieb und Theorie in der Berufsschule bringt viele Vorteile. Manche Fragen bleiben dennoch offen. Zeit, bei Torsten Böttjer nachzufragen, der seit vielen Jahren Auszubildenden der DS-Gruppe mit Rat und Tat zur Seite steht.

Herr Böttjer, wie kam es zu Ihrem Engagement in der betrieblichen Ausbildung?


Ich hatte am Anfang meines Berufslebens vor vielen Jahren selbst das ganz große Glück, in der DS-Gruppe auf zwei Arbeitskollegen zu treffen, die mir viel von ihrem Wissen über Mineralöl vermittelt haben. Davon zehre ich noch heute.
Viele Menschen behalten ihr Wissen ja lieber für sich. Ich kam zwar aus dem Ölbereich hierher, aber diese beiden Kollegen zeigten mir, dass ich über Mineralöl noch viel lernen konnte. Ich freute mich, dass sie bereit waren, ihr Wissen weiterzugeben. Mich faszinierte auch die Art und Weise, mit der sie ihr Wissen teilten. Ich profitierte stark davon und sagte dann irgendwann: „Das möchte ich nun gern zurückgeben.“

Portraitfoto von Jan-Lucca Neubauer

„Es ist ein Unterschied, ob man ein Lehrbuch liest oder sich mit jemandem unterhält, der das Thema seit Jahren aus der Praxis kennt.“

Jan-Lucca Neubauer, fertig ausgebildet als Betriebswirt BIHV seit Januar 2019

Welche Schritte haben Sie unternommen, um sich in der Ausbildung zu engagieren?

Ich ging zu unserer Personalabteilung und gemeinsam mit dem Personalchef suchten wir nach Möglichkeiten, um unsere Auszubildenden noch besser zu unterstützen.
Die Auszubildenden durchlaufen während ihrer gesamten Ausbildungszeit alle Bereiche des Unternehmens. Wir erarbeiteten dann eigene Ausbildungspläne für unser Unternehmen.

Das duale System hat sich doch bewährt – was fehlt bei der betrieblichen Ausbildung?

Auszubildende erhalten durch das duale Ausbildungssystem eine solide Grundlage für ihre berufliche Laufbahn. Doch für den Berufsabschluss ist es auch wichtig, sich speziell auf die Prüfung schriftlich sowie mündlich vorzubereiten. Beispielsweise wie Auszubildende die Fragen in der mündlichen Prüfung am besten beantworten können, lernen sie nicht direkt in den Fachabteilungen. Im Laufe der Jahre habe ich mich deshalb immer weiter in die Anforderungen der mündlichen Prüfungen reingefuchst.

Portraitfoto von Ilka Tirrel

„In der Vorbereitung auf die mündliche Prüfung wurde mir klar, welche Themen ich noch nicht verstanden hatte. Gerade noch rechtzeitig, um Fragen klären zu können.“

Ilka Tirrel, als Groß- und Außenhandelskauffrau ausgebildet im Juni 2019 

Wie setzen Sie die Unterstützung für Auszubildende konkret um?

Für die mündliche Prüfung bekommen die Auszubildenden von mir den Feinschliff – und zwar drei bis fünf Monate, bevor sie in diese Prüfung gehen.

Wir gehen dann alle Themenkomplexe noch einmal durch: Entstehung von Erdöl, Auffindung, Förderung, Transport, Weiterverarbeitung, Raffinerien, OPEC, Fracking. Wir besprechen auch Basics wie: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Heizöl und Diesel? Denn dazu kann es durchaus Fragen in der mündlichen Prüfung geben.

Wenn es um das Thema Qualitätsunterschiede bei Heizöl geht, sprechen wir über Brennwert, Flammwert oder Kältepunkt. Wir gehen die Themen so lange durch, bis die Auszubildenden im Schlaf wissen, was im Röhrenofen einer Raffinerie passiert.

Ausbildungsmöglichkeiten in der DS-Gruppe
Eine fundierte Berufsausbildung bieten wir angehenden Azubis in diesen Ausbildungsberufen:

  • Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel
  • Kaufmann/-frau im Büromanagement
  • Betriebswirt BIHV

Mehr Informationen zur Ausbildung in den Unternehmen der DS-Gruppe findest du hier.

Was sagen Auszubildende, wenn sie eine weitere Schulung zusätzlich zur Berufsschule haben?

Es geht überhaupt nicht um zusätzlichen Unterricht. Es ist eher ein lockeres Gespräch. Auszubildende sollen dabei vor allem ihre Fragen stellen können.

Ich habe mir meine eigene Art angeeignet – bei mir wird nicht gepaukt, wir sprechen eher in einer vernünftigen, entspannten Runde über viele Dinge. Die Auszubildenden sollen Spaß haben und sich auf die 1 ½ Stunden freuen.
Ich achte darauf, dass die Auszubildenden nicht direkt nach der Berufsschule zu mir kommen. Denn dann hatten sie morgens schon sechs Stunden Unterricht. Deswegen halte ich auch keine Vorträge, sondern wir sprechen im Dialog miteinander.

Ich freue mich, wenn die Auszubildenden aus der Schulung gehen und sagen: „Das hat mir wieder einen Teil meiner Prüfungsangst genommen.“

Torsten Böttjer, Steuern & Zölle

Sind dies regelmäßige Termine für die Auszubildenden der DS-Gruppe?

Nein, es sind eher unregelmäßige Veranstaltungen. Zunächst schaue ich, wann der nächste Auszubildende seine mündliche Prüfung hat. Dann kommt es darauf an, ob die Auszubildenden aus dem Mineralölbereich von DS oder von DS card + drive kommen. Je nach Bereich behandeln sie in ihrer Ausbildung unterschiedliche Aspekte. Dann sprechen wir über Themen wie Hedging oder Fremdwährungsaufschlag.

Ich beginne meine Schulungen immer mit dem Satz: „Es gibt keine dummen Fragen.“

Torsten Böttjer, Steuern & Zölle

Ich bin der Meinung: Man kann auf Fragen nur dumm antworten. Wenn jemand etwas nicht versteht, ermutige ich sie: „Stellt eure Fragen. Wenn Ihr es nicht versteht, stellt die Frage ein zweites oder drittes Mal.“ Anhand der Fragen kann ich erkennen, was sie nicht verstanden haben oder wie sie etwas verstanden haben. Wenn Auszubildende beispielsweise eine umständliche Frage stellen, ist das der Moment, an dem ich mich frage, ob ich meine Erklärungen zu diesem Thema ändern sollte. Habe ich vielleicht zu kompliziert erklärt? All das erkenne ich an den Fragen der Azubis.

Was sagen Ihre Kollegen, wenn der Auszubildende während der Schulung nicht am Arbeitsplatz ist?

Ich bin für alle da – und das wissen Kollegen auch. Wenn ein Azubi mit den Worten in mein Büro kommt: „Ich hab´ da mal eine Frage“, dann nehme ich mir grundsätzlich Zeit dafür. Und je verrückter die Frage ist, desto länger. Denn da frage ich mich: „Wie kommt er darauf, mir solch eine Frage zu stellen? Hat er da etwas komplett falsch verstanden in seiner Abteilung?“ Ich nehme mir die Zeit, denn es ist mir wichtig, dass er oder sie die Materie versteht.

 

Unterstützen weitere Mitarbeiter in der DS-Gruppe Sie bei dieser Arbeit?

Natürlich geben alle Abteilungen des Unternehmens ihr Wissen an die Azubis weiter. Mit zwei weiteren Kollegen bin ich im engeren Austausch. Einer von ihnen übernimmt öfter die Schulung rund um das Thema Börse und ein weiterer aus der Pellets-Fachabteilung vermittelt auf diesem Gebiet sein Wissen. Denn in der mündlichen Prüfung kommen immer wieder Fragen zum Thema Wiederverwertbare Energien.

Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Arbeit Früchte trägt?

Absolut! Wir finden: Die Auszubildenden gehen immer schlauer aus den Gesprächen heraus. Deshalb unterstützen wir sie gerne. Und wir freuen uns, wenn es in den mündlichen Prüfungen dann klappt.

Klappt es denn?

Fast immer (lacht).

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